Der Yoga-Trend hat sich vielerorts vom spirituellen Ritual zum Körperkult entwickelt. Ausgerechnet Nackt-Yoga soll das nun ändern. Videos und Hilfestellungen gibt es dazu von der nackten Yogi Elke Lechner.
Nackt-Yoga: Verrenken ohne Kleidung
Schweißflecken am T-Shirt, mangelnde Körperspannung und eingeschränkte Flexibilität gelten als gewöhnliche Einstiegshürden für den Yoga-Kurs. Und dann lugen spätestens beim „herabschauenden Hund“ auch noch die Problemzonen gerne mal unter dem T-Shirt hervor.
Ausgerechnet Nackt-Yoga soll die Ängste vor dem gefühlten Versagen beim Yoga-Einstieg verpuffen lassen. Im Grunde ist das FKK-Yoga zwar nichts anderes als herkömmliches Yoga, doch es bricht einige Tabus und erlaubt den Teilnehmern, sich intensiver mit dem eigenen Körper auseinanderzusetzen – und sogar die Problemzonen lieben zu lernen.
Die Idee des nackten Yogas ist dabei keineswegs ein Phänomen der Neuzeit. In Indien verbiegen sich die Naga Babas schon seit Jahrhunderten ohne jegliche Kleidung, um noch mehr spirituellen Gewinn aus ihren Yoga-Praktiken zu ziehen.
Elke Lechner macht seit über 10 Jahren nackt Yoga
Wer sich für das Thema interessiert, wird früher oder später auf Elke Lechner stoßen. Die heute 44-Jährige praktiziert schon seit langer Zeit das Nackt-Yoga – mit viel Vergnügen und Engagement. Nach eigenen Angaben hat die vitale Yogalehrerin mit ihren Praktiken so einige Lebenskrisen überwunden.
Auf ihrer Website macht sie aus ihrer schwierigen Vergangenheit keinen Hehl: „Yoga hat mir geholfen, auch die schwersten Zeiten meines Lebens zu überstehen.“ Wenn sie nackt beim Yoga ist, kann sie nämlich ganz bei sich selbst sein.
Die gelernte Krankenschwester und Fitness-Fachwirtin zeigt heute in ihren eigenen Nackt-Yoga-Kursen, wie das geht. Eigentlich ist es nämlich ganz simpel. „Wir wurden nackt geboren, also warum nicht auch nackt trainieren?“, erklärt die FKK-Artistin im Bild-Interview.
Beim Yoga geht es um die ganzheitliche Verbindung mit der Natur – und Yoga ohne Kleidung sei da die natürlichste Lösung.
Yoga sorgt für ganzheitliches Wohlbefinden
Dass Yoga ohnehin gesund ist, dürfte bekannt sein: Es schenkt einem besonders am Morgen frische Energie und hält Atmung und Dehnbarkeit in Schuss.
Nicht immer muss es gleich der verletzte Pfau oder der einhändige Baum sein. Schon die einfachen Grundposen und Abläufe wie der Sonnengruß spenden reichlich Energie für den Tag.
Menschen, die regelmäßig Yoga praktizieren, berichten außerdem von besserer Konzentration, Entspannung und sogar einem erholsameren Schlaf. Yoga gilt als Wundermittel für Körper und Geist. Die Nacktheit ist dabei nur das i-Tüpfelchen.
Nicht nur für Männer interessant: Noch mehr Ausgeglichenheit durch FKK-Yoga
Die Teilnehmer von Elke Lechners Kursen bestehen bislang ausschließlich aus Männern. „Ich glaube, Frauen trauen sich einfach nicht. Ich hoffe, dass sich das eines Tages ändert”, sagt die Trainerin dazu. Dabei bietet Nackt-Yoga vor allem Frauen einen großen Vorteil. Gerade das weibliche Geschlecht sieht sich im Alltag überall mit unerreichbaren Schönheitsidealen konfrontiert.
Im Nackt-Yoga Kurs bekommen die Frauen dann Einblick in die Realität: Vermeintliche Problemzonen hat jeder und es ist nichts schlimm daran. Yoga in einer Gruppe nackt auszuüben bildet somit einen guten Gegenpol zu den teilweise bearbeiteten Idealbildern von Influencerinnen und Magazin-Models.
Lechner beschreibt Ihre Kurse dementsprechend einfach: „Im Nacktyoga lernst du: Du bist perfekt so wie du bist.“
Blick nach innen statt auf Andere
Ohnehin gerät die Bewertung anderer Körper im Nackt-Yoga Kurs schnell ins Vergessen: Elke Lechner fordert ihre Teilnehmer so, dass sie sich eher auf sich selbst konzentrieren müssen. Der Blick nach innen, statt auf Andere. So wird die Nacktheit schnell zur akzeptierten Normalität.
Für fortgeschrittene Yoga-Fans bietet Nackt Yoga außerdem einen ganz einfachen, praktischen Vorteil: Nackt bewegt man sich einfach freier. Keine Hose ziept, kein Oberteil überdehnt sich und die Schweißflecken am T-Shirt sieht auch niemand mehr.
Stattdessen kann der kühlende Schweiß auf der Haut sogar direkt seine volle Wirkung entfalten: Das macht auch anstrengende Anfänger-Posen wie die Heuschrecke zum erträglicheren Vergnügen.
Yoga ohne Kleidung kann sexuelle Begierden wecken
Spiritualität hin oder her: Ein wenig Erotik lässt sich beim Nackt-Yoga kaum von der Hand weisen. Gerade die Praktiken von medienpräsenten Yogi Männern und Frauen erregen sicher nicht nur spirituelle Aufmerksamkeit.
Wenn sich Männer und Frauen schwitzend verbiegen und ihre verschiedenen Muskelgruppen gezielt einsetzen ist das nicht nur ästhetisch. Manchmal ist Nackt-Yoga auch ziemlich sexy – nicht nur für die Zuschauer, sondern auch für das eigene Gefühl.
Mehr als nur das übliche Wohlfühlprogramm bedeutete Nackt-Yoga zum Beispiel auch für ein südamerikanisches Model. Nach einem langem Libido-Down hat Camila Elle ihre Lust durch die außergewöhnliche Art des nackten Yogas wieder zurückgewonnen.
Nackt-Yoga und Sex stehen im besonderen Verhältnis
Wer mit dem Gedanken an die heiße Latina direkt leicht erregt zur nächsten Nackt-Yoga-Stunde rennt, um sein Verlangen nach nackter Haut zu stillen, sollte jedoch noch einmal über die eigene Motivation nachdenken. Die meisten Menschen, die Nackt-Yoga praktizieren, mögen keine Gaffer.
Hingegen ist es völlig normal, dass man bei dem einen oder anderen Reiz während einer Nackt-Yoga Stunde mit den Gedanken mal ganz woanders landet: Begierde ist menschlich. Wer Yoga nackt praktiziert, sollte das akzeptieren, ohne die Grenzen anderer außer Augen zu lassen.
Deshalb sind ungewünschte Komplimente und Kommentare in den nackten Yoga-Stunden auch unerwünscht. Sexuelle Begierde und Interaktion ist in keinem Fall das Ziel, sondern nur ein Nebeneffekt, den man hinnehmen muss.
Mit anderen Männern und Frauen Yoga nackt genießen
Mit der richtigen Achtsamkeit ist Nackt-Yoga mit Gleichgesinnten schließlich am harmonischsten. Der Vorteil liegt auf der Hand: Wenn wirklich jeder splitterfasernackt zu sich selbst findet, vergisst man irgendwann, dass Yoga auch mit Kleidung funktioniert.
Außerdem stellt jeder Teilnehmer der Kurse schnell fest, dass hier keiner auf die Problemzonen achtet. Das schafft Selbstbewusstsein, über die Kurse hinaus bis hin zum Alltag und dem Sex-Leben.
Manchen Leuten hilft Nackt-Yoga auch, um über den eigenen Tellerrand hinauszublicken. Beispielsweise ist Tantra dem nackten Yoga in seinen Grundgedanken sehr ähnlich: Es macht sich die sexuellen Energie zu Nutze, um für mehr seelische und körperliche Ausgeglichenheit zu sorgen.
Yoga nackt zu Hause starten – mit Training-Videos von Elke Lechner
Wer den Schritt in die außergewöhnliche Yoga-Gruppe anfangs zu gewagt empfindet, kann sich zu Hause im Privaten ausprobieren und seine Künste ein wenig trainieren.
Yoga Übungen funktionieren nackt genauso wie mit Kleidung. Besonders für Anfänger lohnt es sich, mit etwas leichteren Haltungen zu beginnen und sich langsam zu steigern. Yoga ist ohnehin kein Wettbewerb, sondern eine körperliche und psychische Reise. Anstatt sich zu quälen, sollte man für Ausgeglichenheit sorgen. Der Rest kommt dann von alleine.
Hilfestellung für den Start bieten ebenfalls verschiedene Online-Angebote. Elke Lechner bietet zum Beispiel selbst einen eigenen Online-Kurs an, auf dem man sich wöchentlich neue Videos ansehen kann und animiert wird, mitzumachen. Mit einer gewissen Grundfitness ist der Sprung zum FKK-Yoga unter Leuten dann nicht mehr ganz so groß.
Als gute Yoga Übungen, nackt oder mit Kleidung, eignen sich für Anfänger beispielsweise der herabschauende Hund, der aufschauende Hund, ein ganzer Sonnengruß oder die verschiedenen Kriegerpositionen. Gut ist, was sich richtig anfühlt – egal mit welchem Körper.