Wenn ein Sportartikelhersteller wie Adidas plötzlich mit nackten Brüsten um die Ecke kommt – wie jüngst auf seinen Social-Media-Kanälen geschehen – bleibt das im Netz nicht lange ohne Folgen. Manche User finden die aufreizende Werbung für BHs empörend, andere spenden dem deutschen Großkonzern Applaus.
Nacktheit polarisiert!
Auf der Fotocollage der Fotografin Sophie Ebrard sind 64 unverhüllte Brustpaare zu sehen, die naturgemäß die Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Neben einigen Nörglern, die im Rahmen der Twitter- und Instagram-Posts der Kampagne sogar mit Meldung des Tweets gedroht haben, empfanden viele Menschen die Aktion aber als durchaus gelungen und lobenswert fortschrittlich.
Adidas zeigt klare Kante: Von Sexismus keine Spur
Inzwischen hat das Unternehmen die Brust-Fotocollage von seiner Website heruntergenommen. Auf Instagram aber zeigt sich Adidas von der Kritik unberührt und weist auf die Motivation hinter der Kampagne hin: „Wir glauben, dass Frauenbrüste in allen Formen und Größen Unterstützung und Komfort verdienen. Deshalb umfasst unser neues Sport-BH-Sortiment 43 Modelle, damit jede Frau den richtigen BH für sich finden kann.“
Zudem bestätigt Adidas, dass selbstverständlich jede der abgebildeten Frauen mit der Abbildung ihrer Brüste einverstanden gewesen wäre und lobt diese obendrein für ihren lockeren Umgang mit Nacktheit vor der Kamera: „Unsere Freiwilligen waren großartig und mutig.“
Ein Plädoyer für Natürlichkeit
Auf die Unterstellung einiger Nutzer, nicht jugendfreie Inhalte zu posten, kontert Adidas auf Twitter: „Es ist völlig natürlich, Brüste zu haben. Wir freuen uns, das zu feiern, und werden den Tweet nicht löschen.“
It’s important to normalize the human body and help inspire future generations to feel confident and unashamed.
— adidas (@adidas) February 9, 2022
Zudem sei es „wichtig, den menschlichen Körper zu normalisieren und dazu beizutragen, dass sich künftige Generationen selbstbewusst und ohne Scham fühlen.“
Und was sagen die Profis zu der Marketing-Aktion?
Im Gespräch mit der Zeitung 20 Minuten kommen auch Branchenkenner zu Wort, die sich eher im kritischen Lager verorten. So sagt die Schweizer Marketing-Expertin Karin Hirschi: „Als Frau bin ich schockiert, wenn ich das sehe. Ich finde, die Kampagne ist sexistisch und überschreitet die rote Linie. Männer würde man ja auch nicht nackt zeigen.“
Ähnlich irritiert äußert sich der Unternehmensberater Felix Murbach: „Aufmerksamkeit ist Adidas damit garantiert, aber die Gefahr ist groß, dass sich manche dadurch provoziert fühlen.“ Vor allem aber fehle es ihm an einer eindeutigen Botschaft.