Das öffentlich-rechtliche Fernsehen gilt vielleicht nicht als jugendfreundlich, aber dass es nun Inhalte gibt, die sogar nicht jugendfrei sein könnten, wer hätte das gedacht?
Mit einer Produktion von Lustery und Jan Böhmermann`s ZDF Magazin Royale wurde nun der erste Pornofilm mit den Geldern der öffentlich-rechtlichen Sender gefördert.
Öffentlich-rechtlicher Porno zeigt wilden und diversen Gruppensex
Der Film ist kein gewöhnlicher Porno, wie schon der holprige Titel „FFMM straight / queer doggy BJ ORAL orgasm squirting ROYALE (gebührenfinanziert)“ verrät. Aufgeklärt, aber ganz und gar nicht prüde zeigt der Film vier Darsteller beim Gruppensex.
Wer jedoch glaubt, dass der vom Bürger finanzierte Pornostreifen langweilig und soft ist, irrt sich. Es wird laut gestöhnt und unzensiert miteinander kopuliert. Die Darsteller Bishop Black, Lina Bembe, Mila Gold X und Nori So haben leidenschaftlich miteinander Sex: Jeder mit jedem, wobei Geschlechter und sexuelle Identitäten im wilden Miteinander verwischen.
Aufgeklärter Porno mit viel Verhütung
Was herkömmliche Pornokonsumenten wohl mehr überraschen wird als ein schwarzer Mann, der einen Blowjob gibt, sind die prominent in Szene gesetzten Verhütungsmittel. Langes Spiel mit der Zunge am Lecktuch oder die intensive Befriedigung der Frau mit dem Gummihandschuh. Hier läuft alles sehr korrekt ab.
Auffällig häufig wandert auch der Fokus von den Geschlechtsorganen zu den leidenschaftlichen Gesichtsausdrücken der Darsteller. Während ein Paar sich gerade gegenseitig befriedigt, entdecken sich die anderen per Blickkontakt im Splitscreen. Die Pornosequenz endet mit Gekuschel und Rumgeknutsche und zwischendurch hört man sogar ein „Thank you“.
Darum gibt es eine Förderung durch das öffentlich-rechtliche Fernsehen
Wie kommt es dazu, dass ein Porno von öffentlich-rechtlichen Geldern bezahlt wird? Jan Böhmermann, Moderator der Late-Night Show ZDF Magazine Royale, steckt hinter der Idee. „Wir haben 2022. Pornos gehören zu unserem Alltag, zur Gegenwart, zu unserer Gesellschaft“, erklärt er im Vorwort zum Porno.
Die öffentlichen Gelder seien dafür da, künstlerische Lücken zu füllen, die am Markt keine Chance haben. „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat zu inhaltlicher Vielfalt beizutragen, wie sie allein über den freine Markt nicht gewährleistet werden kann“, zitiert Böhmermann das Bundesverfassungsgericht und ergänzt: „Im Bereich Pornografie hinterlässt der freie Markt große Lücken.“
Deshalb hat ZDF Magazin Royale zusammen mit der Porno-Produktionsfirma Lustery den ersten öffentlich-rechtlich finanzierten Pornofilm produziert. Regie führte dabei Paulita Pappel, die Gründerin von Lustery.
Regisseurin will mehr sexuelle Vielfalt zeigen
Pappel erklärt, dass es nicht die ethische Komponente sei, die den Film besonders macht. „Ich finde es total wichtig, von vorneherein zu sagen, dass es nicht stimmt, dass viele Pornoproduktionen von vorneherein nicht auf Ethik achten“, nimmt sie im Video-Interview mit Böhmermann im Anschluss an die Sexszenen gleich vorweg.
Es gäbe „schlechte Akteure“, aber das sei nicht die Mehrheit. Wichtig sei hier die Kommunikation mit den Darstellern und die Freiwilligkeit bei allen Szenen – und die gibt es laut Pappel bei den meisten Porno-Produktionen.
Allerdings zeige ihr neuster Film mehr unterschiedliche Perspektiven, mehr non-binäre Sexualität. Das mache den Film für sie besonders. „Ich habe im Porno ein Medium gesehen, wo wir eine viel größere Vielfalt zeigen können und Sexualität anders zelebrieren können“, erklärt sie ihr künstlerisches Ziel.
Den Porno inklusive Vorwort und Interview gibt es im Online-Magazin von lustery.com exklusiv als Stream und in der ZDF Mediathek findet man die ZDF Magazin Royale Folge zum Film. Offen bleibt, ob es weitere öffentlich-rechtlich geförderte Pornos geben wird.