Zu Hause brav und ordentlich – im Chat ungehemmt und pervers. So startete nicht nur das Doppelleben von Hanna Secret (26). Auch der Alltag der Zuschauer ihrer Webcam-Shows spielt sich zwischen zwei Welten ab.
Hanna Secret berichtet in ihrem Buch über „Eiersklaven“ und „Schnellspritzer“
Mit „Ich bin Hanna“ veröffentlichte Hanna Secret kürzlich ihre Biografie. Die heute 26-jährige deutsche Pornodarstellerin startete 2017 zunächst als Experiment mit der Sex-Arbeit vor der Webcam. Heute ist sie eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Szene, betreibt mit Kollegin Fiona Fuchs einen Podcast und hat einen eigenen Youtube-Channel zur sexuellen Aufklärung. Auf Instagram folgen Hanna 129.000 Menschen.
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Ihr Geld verdient die ehemalige Krankenschwester immer noch vor der Kamera. Aktuell ist Hanna Secret bei ErotikFan+ vor der Webcam zu sehen. Dabei legt Hanna wert darauf, dass es zu keinem echten Kontakt zwischen ihr und ihrem Publikum kommt. Immer ist der Bildschirm dazwischen. Und das ist auch ganz gut so, denn Hanna kann viel von unvorstellbar masochistischen Neigungen sowie harmlosen aber außergewöhnlichen Fetischen ihrer Fans berichten.
„Im Grunde gibt es keinen Fetisch, den es nicht gibt“, stellt Hanna gleich zu Beginn ihres Buches klar. Im Verlauf lernen die Leser viel über die sexuellen Neigungen deutscher Männer: Von „Eiersklaven“, die ihre Hoden bis aufs Letzte mit Fleischklopfer oder Baseballschläger malträtieren bis hin zu „Schnellspritzern“, die nur sehen wollen, wie sich Hanna den Po eincremt und dann nach wenigen Sekunden ejakulieren.
Selbst Bundesligaspieler schauen Hanna vor der Webcam zu
Im echten Leben sind Hannas Zuschauer jedoch keine Verrückten, keine Außenseiter. „Der Vorstandsvorsitzende eines Großkonzerns, der Fußballspieler aus der Bundesliga, der unsichere Mittzwanziger oder der angepasste Familienvater im Homeoffice. Alle habe etwas gemeinsam: Solche Typen kommen zu mir für Webcamsex und leben aus, was wahrscheinlich kein anderer Mensch über sie weiß“, berichtet sie in ihrem Buch.
Genau wie andere Sexarbeiterinnen, muss Hanna Secret dabei in ganz verschiedene Rollen schlüpfen. Etwa 70 Prozent ihrer Zuschauer wollen eigentlich nur mit ihr reden. Manche, wie User Jens, masturbieren während der Konversation, andere wollen einfach nur ihr Herz ausschütten.
Schon während ihrer Arbeit als Krankenschwester in der Kinder- und Jugendpsychiatrie hat Hanna gelernt, wie man Menschen Trost spendet, ohne sie zu stark an sich zu binden. In ihrem Job als Camgirl versucht sie die Männer einerseits auf Distanz, andererseits bei der Stange zu halten, zu jedem Zuschauer macht sie sich Notizen über das Privatleben, den Job und seine Vorlieben.
Hanna Secret will Sex salonfähiger machen
Hanna arbeitet bis zu 80 Stunden pro Woche. Vor der Kamera, an der Selbstvermarktung oder auf öffentlichen Auftritten. Dabei ist sie voll und ganz ihr eigener Chef. „Nicht einen einzigen Cent hat ein Mann bei mir mitverdient“, gibt sie in ihrem Buch zu verstehen und zeigt, das Sexworkerinnen heute auch unabhängig ihr Geld verdienen können.
Dazu gehört auch, dass sich Hanna Secret auch das Recht herausnimmt, einige Nachfragen abzulehnen. Unterwäsche mit „Bremsstreifen“ gibt es von ihr beispielsweise nicht – genauso wenig wie einen Deepthroat mit Wassereis. Damit hat sie keine guten Erfahrungen gemacht. Manche Fetische will die heiße Hamburgerin dann doch nicht bedienen.
Doch etwas versauter könnte es in der Gesellschaft ihrer Meinung nach schon zugehen. Das wird im Subtext des Buches immer wieder klar. Mit ihrer offenen Art kämpft Hanna Secret dafür, dass Sexualität in unserer Gesellschaft kein Tabu bleibt – und gibt nebenbei in ihrem Buch sogar Tipps für besseren Sex. Dass sie hier Expertin ist, wird keiner bezweifeln, der sie mal vor der Kamera gesehen hat.
