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Dating-App für die BDSM-Szene: Diese Frau startet ein Tinder für Fans von Bondage, Sadomaso und Co.

Marina Rößer startet mit Deviance eine Tinder App für die BDSM Community
Marina Rößer startet mit Deviance eine Tinder-ähnliche Dating-App speziell für die BDSM-Community. Foto: Deviance

BDSM ist weiter verbreitet als man denken könnte, doch nur die wenigsten bekennen sich offen zu ihrer Vorliebe. Dass Angst vor gesellschaftlicher Ausgrenzung und Scham die wesentlichen Gründe dafür sind, weiß Marina Rößer (34) nur allzu gut. Mit Deviance startete die Journalistin deshalb die erste Dating-App für BDSM-Fans und gibt diesen über die neue Plattform die Möglichkeit, Gleichgesinnte kennenzulernen und ihren speziellen Fetisch ohne Vorurteile auszuleben.

Marina Rößer startet Tinder-Alternative für BDSM-Anhänger

Marina Rößer, die unter anderem schon für das große Verlagshaus Burda Studios und das Fitness-Start-Up Freeletics arbeitete, ist nicht nur die Gründerin von Deviance, sie ist auch selbst seit Jahren in der BDSM-Szene aktiv. Vorteil: Sie hat Einblicke in die Bedürfnisse dieser speziellen Fetisch-Community, die ein Außenstehender nicht hätte. 

Man könnte also sagen, dass kaum ein anderer so perfekt dafür geeignet gewesen ist, eine Dating-App für Fans von Bondage, Sadomaso und Co. ins Leben zu rufen. Aber was hat die 34-jährige eigentlich auf die Idee zu der App gebracht? 

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In wenigen Worten: der Mangel an Wegen zur Partnersuche für BDSM-Anhänger. Insbesondere weil bestehende Lösungen theoretisch zwar Lösungen zur Partnersuche nach Gleichgesinnten sind, dies praktisch aber oft nicht rechtfertigen. 

Als Beispiel sind Fetisch-Communitys wie Joyclub ode Whiplr zu nennen, die entweder in anderen Regionen der Welt populär sind oder über eine unzureichende Regulierung verfügen. Andere große Online-Dating-Anbieter à la Tinder wiederum sperren sehr strikt und teilweise auch willkürlich ‒ zumindest erscheint das so ‒ bei zu expliziten Profilangaben über die sexuellen Vorlieben.

Für Rößer Grund genug, etwas an diesen Umständen zu ändern. Zumal noch ein weiterer Aspekt hinzu kommt: fehlende Akzeptanz für BDSM in der Gesellschaft.

Bis zu 60 Prozent der Bevölkerung interessieren sich für BDSM

Fehlende gesellschaftliche Akzeptanz?

Der ein oder andere wird sich fragen, ob das tatsächlich immer noch zutrifft. Hat das Erscheinen von „50 Shades of Grey” vor einigen Jahren doch dem BDSM-Lifestyle weltweite Bekanntheit beschert. Und sicherlich auch einige Anhänger dazugewinnen können.

Deviance Team Marina Rößer mit Tolga Gigel
Laut Marina Rößer (mit ihrem Deviance Co-Gründer Tolga Gigel) ist das Interesse an BDSM in der Bevölkerung sehr groß. Foto: Deviance

Doch in der Mitte der Gesellschaft ist BDSM deshalb noch lange nicht angekommen, was auch Rößer durchaus bewusst ist. Ihre App hat sie nicht umsonst „Deviance” genannt, was übersetzt „Abweichung” bedeutet.

Laut der Gründerin bekennen sich gerade mal 5 Prozent der Menschen zu ihrer Vorliebe für BDSM. Weitere 25 Prozent würden derartige Praktiken heimlich ausüben. Außerdem läge Rößer zufolge das Interesse an BDSM je nach Umfrage oder Definition bei bis zu 60 Prozent. 

Besseres Matchmaking, keine Zensur

Rößer begann bereits 2019 gemeinsam mit Tolga Gigel, den sie über eine Online-Plattform für Start-ups kennenlernte, mit dem Aufbau von Deviance. Der Entwickler mit über 25-jähriger Erfahrung im Projekt- und Start-Up-Bereich entwickelte zuvor beispielsweise Azubiyo, eine bekannte Plattform für Ausbildungssuchende. 

Bei der Entwicklung von Deviance lag die Priorität vor allem auf einem Aspekt: dem Matchmaking. Anders als bei anderen BDSM-Plattformen, wo Nachrichten unreguliert verschickt werden können, sollte niemand zugespamt werden. Nachrichtenaustausch nur bei gegenseitigem Interesse ‒ so lautet die Maxime. Ähnlich wie es auch auf Tinder gehandhabt wird, nur eben für die Fetisch-Community. 

Darüber hinaus wollte Rößer mit Deviance Zensur eine Absage erteilen. Heißt: Keine Accountsperrung bei zu expliziter Wortwahl. Etwas, dass ihr mal bei Tinder passiert sei.  

Nach Sperrung in App-Stores: Deviance-Relaunch als Web-App

Aber auch mit Deviance machte Rößer die Erfahrung von Zensur und Sperrung ‒ und zwar in den gängigen App-Stores von Apple und Co. Ursächlich war das Schwarz-Weiß-Anzeigebild einer zusammengerollten Lederpeitsche, das als „sexuell anzüglich” bewertet wurde. Das Kuriose dabei: Die Sperrung erfolgte erst Monate nach Veröffentlichung der App.

Nach Sperrung in App Stores gibt es deviance.app als Web App
Nach der Sperrung in App-Stores setzten Marina Rößer und ihr Team bei Deviance auf einen Relaunch als Web-App. Screenshot: Deviance

Rößer entschied sich kurzerhand zusammen mit ihren Geschäftspartnern, auf Beschwerden zu verzichten und Deviance einfach als Web-App außerhalb von bestimmten Vertriebsplattformen anzubieten. Werbung für die App macht sie per Online-Shop, Podcast und Blog.

Laut Rößer habe Deviance inzwischen über 10.000 Nutzer, wovon viele auch ein kostenpflichtiges Premium-Abo abgeschlossen hätten. Die Einnahmen reichen für die Gründerin dennoch nicht, um nur von der App leben zu können. Deshalb arbeitet sie nebenbei freiberuflich als Journalistin und Texterin. 

Text: Thomas

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