Mit nur 15 Jahren bekam Charlotte L. aus Jena von einem Psychiater Antidepressiva verschrieben. Emotionale Taubheit, sexuelle Dysfunktion und mehr: Die Nebenwirkungen begleiten Charlotte L. bis heute. Nun wagt die heute 31-Jährige einen mutigen Anlauf, damit sie endlich Sex haben kann.
Antidepressiva veränderten ihr Leben
Mit ihrem Spendenaufruf wagt sich Charlotte L. nach langem Schweigen an die Öffentlichkeit. „Ich sehe es als meine momentane Aufgabe an, so viele Menschen wie möglich vor demselben Schicksal, was ich als 15 Jährige erlitten habe, zu warnen und hoffentlich zu beschützen“, heißt es dort.
Als sie 15 war, das war vor 16 Jahren, hat Charlotte L. vom Psychiater Antidepressiva verschrieben bekommen. Sechs Wochen hat sie diese eingenommen, bis sie eines Tages aufwachte und fühlte, „dass die ganze Welt weiter weg ist.“ Derealisation nennt sich der bekannte Effekt. Auch nach Absetzen des Medikaments blieb das Gefühl, dass sich die Welt hinter einer Scheibe abspielte.
Nicht nur die Wahrnehmung änderte sich, auch sexuell ging es steil bergab. „Richtige Liebesbeziehungen zu Männern sind oder waren aufgrund der sexuellen Dysfunktion auch nicht möglich“, beschreibt Charlotte L. ihr Schicksal. Sogar einen Namen hat diese Krankheit: PSSD, Post-SSRI Sexual Dysfunction.
Seit zwei Jahren ist sie lebensunfähig
Als sie vor zwei Jahren dann noch vermeintliche Nahrungsergänzungsmittel zu sich nahm, die sie als „Forschungschemikalien“ bezeichnet, wurden ihre Symptome schlimmer und ein Erschöpfungssyndrom gesellte sich zu den ohnehin schon vielzähligen Leiden.
Trotz ihrer Probleme hatte Charlotte L. zuvor versucht, sich immer wieder zu motivieren, etwas zu unternehmen und das Leben zu genießen. Jetzt ist das nicht mehr möglich. In den letzten zwei Jahren ist Charlotte L. nur noch selten vor die Tür gegangen. 30 Kilogramm soll sie zugelegt haben. Die ehemalige Tourismuskauffrau lebt heute vom Bürgergeld.
Charlotte L. sammelt Spenden, um wieder richtig leben zu können
Nun klammert sich Charlotte L. an ihre letzte Hoffnung: Im Uniklinikum Jena soll eine Hautbiopsie ergeben haben, dass die Antidepressiva einen Nervenschaden zur Folge hatten. Die Krankheit soll mittels Blutwäsche behandelbar oder sogar heilbar sein. Bereits fünf Blutwäschen könnten Charlotte L. laut eigener Aussage helfen, wieder besser zu leben. Doch die Behandlungen kosten jeweils 2.900 Euro, die Krankenkasse beteiligt sich nicht.
Deshalb versucht Charlotte nun die nötigen 14.500 Euro für die Therapie zusammenzubekommen. 4.000 Euro bekommt sie von ihrer Familie, die restlichen 11.500 hofft sie, über mitfühlende Spender zu erhalten. Ihren emotionalen Spendenaufruf bei Betterplace schließt sie mit dem Satz: „Ich möchte nach 16 Jahren endlich richtig anfangen, zu leben.“ Sex sollte dann wohl hoffentlich auch dazu gehören.