In Großbritannien steigen die Erkrankungen im Hals- und Rachenraum aktuell drastisch. Experten erklären: An der Epidemie sei Oralsex schuld.
HPV-Viren im Rachen: Michael Douglas wusste es schon vor Jahren
Noch 2013 belächelten viele Menschen es als Macho-Kommentar: Hollywood-Star Michael Douglas behauptete öffentlich im Guardian, dass sein damaliger Kehlkopfkrebs Ursache von Oralsex gewesen sei.
Als er gefragt wurde, ob er sein Trink- und Rauchverhalten aufgrund der Diagnose bereute, antwortete er: „Nein, denn ohne dass ich allzu sehr ins Detail gehen will, wird dieser spezielle Krebs von HPV ausgelöst, der tatsächlich über den Cunnilingus übertragen wird.“
Krebs durch Oralsex gilt bereits als Epidemie
Als HPV bezeichnet man Humane Papillomviren, die vor allem als Auslöser von Gebärmutterhalskrebs bekannt sind, aber eben durch Oralsex auch ihren Weg in den menschlichen Rachenraum finden können – und es auch immer häufiger tun.
„Innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte haben wir einen massiven Anstieg von Rachenkrebs im Westen erfahren, so stark, dass wir es als Epidemie bezeichnen müssen“, erklärt Dr. Mehenna, ein Experte der University of Birmingham gegenüber der britischen Zeitung Independent.
Für Menschen mit mehreren Sexpartnern sei die aktuelle Epidemie eine besondere Bedrohung: „Diejenigen mit sechs oder mehr Oralsexpartnern haben ein 8,5 mal höheres Risiko, an Mund-Rachen-Krebs zu erkranken, als Personen, die keinen Oralsex praktizieren.“
Laut Independent soll Oralverkehr in Großbritannien nach Expertenmeinung damit zum Hauptrisikofaktor für diese Art von Krebs gehören – noch vor Alkohol, Rauchen und ungesunder Ernährung.
Ist der Oralsex-Krebs auch in Deutschland eine Bedrohung?
Laut Krebsregister des Robert-Koch-Instituts wurden 2019 bei Frauen 4470 Neuerkrankungen und bei Männern 9634 neue Krebserkrankungen in Mundhöhle und Rachen festgestellt. Bei Männern sinken die Zahlen leicht, bei den Frauen stagnieren sie. Die Sterberaten liegen bei den Männern bei etwa sechs Prozent, bei den Frauen sogar halb so hoch.
Generell gibt es eine gute Nachricht zur Heilung, vor allem für die Angehörigen. Michael Douglas erklärte nämlich auch: „Ja, es ist eine sexuell übertragbare Krankheit. Aber wenn du es hast, ist der Cunnilingus auch die beste Art, ihn wieder loszuwerden.“ Dazu haben die britischen Forscher allerdings noch keine fachliche Meldung abgegeben.
Der beste Weg, die Infektionen gleich zu vermeiden, scheint hingegen die Impfung für Frauen: Diese soll laut RKI zu 100 Prozent gegen die in den Impfstoffen enthaltenen HPV-Viren schützen. Insgesamt senkt die HPV-Impfung die Wahrscheinlichkeit, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken um bis zu 88 Prozent, abhängig vom Alter der Erstimpfung. Auch das Risiko der Weitergabe der Viren dürfte mit der Impfung drastisch gesenkt werden.
